Wenn ich mich verändern will, weil ich reflektiert habe über eine Situation oder einer meiner Angewohnheiten, dann nehme ich es in der Hand. Dies kann auf verschiedenen Wegen passieren. Ich schaffe es alleine oder ich lade mir professionelle Hilfe an meine Seite an. Ich gehe meditieren, mache Sachen die mir gut tun, nehme mir einen Psychotherapeuten oder gehe ins Kloster. Ich habe es in der Hand, wie viel Hilfe ich möchte, mit welchem Tempo ich dies mache; ich entscheide, wie viel Energie ich in meine Veränderungswünsche hineinstecken möchte. Ich bin im Tun.
Wie steht es aber, wenn wir jemanden in unserem Umfeld oder sogar in der Familie haben, der unbedingt sein Leben ändern müsste, damit er nicht zugrunde geht? Können wir da helfen, wenn ja wie? Die Antwort ist leider unspektakulär. Nein, wir können nicht helfen. Wir können aber als Leuchtturm dastehen und immer wieder die Schatten ausleuchten. Wir können da sein und vorleben, dass es anders geht. Geht es um einen nahen Familienangehörigen, stehen wir ihm bei mit Liebe bis er selber die Erkenntnis hat, was zu tun ist. Wir alle tragen die Antworten in uns für unsere Schwierigkeiten. Es ist nicht so, dass ein Psychotherapeut oder ein Coach, eine Sinn- oder Lebensfrage für jemanden beantworten kann. Therapeuten sind einfach geschulte Menschen, die - hoffentlich - die richtigen Fragen stellen, so dass der Einzelne seine Antworten schneller darauf finden kann.
Braucht jemand, der Hilfe nötig hat, Ratschläge oder Ermahnungen oder Drohungen? Nein, Ratschläge sind auch immer Schläge. Ermahnungen sind Kritik und Drohungen sind schlichtweg kontraproduktiv.
So eine Krise braucht Energie. Es ist eine hässliche Zeit. Am liebsten würde man davon rennen und einfach alles liegen lassen. Aber ist eine Krise von einem Freund, Ehemann, Ehefrau, Kind oder Elternteil nicht auch Teil von uns? Es gibt keine Zufälle. Jegliche Schwierigkeit in unserem Leben ist eine Aufgabe an uns, ob wir nun direkt betroffen sind oder eher am Rande beteiligt. Krisen sind nicht da, um uns kaputt zu machen; sie sind da, um aus ihnen zu lernen.
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